Hafensommer!
In Würzburg!
Wir dürfen wieder dabei sein – und alles ist noch größer, noch schöner, noch bunter –
Die Techniker sind Zucker und richtig cool – wir kriegen alles, was wir wollen, und noch viel mehr dazu – meine Meerjungfrau watet auf Nebelschwaden über imaginäres Wasser, unser BühnenMofa kriegt extra ne Nebelmaschine angebaut wegen Auspuff, der Sandstrand wirkt gelber als es jeder echte Strand je sein wird und jeder Zwerg bekommt seinen eigenen wunderhübschen ZwergenLichtkegel – und der Sound! – alles erste Sahne.
Man bekommt das Pfand von einer reizenden CateringDame nachgetragen, obwohl man die Gläser noch gar nicht abgegeben hat, die Caipis
am Abend bestehen aus purem Alkohol, und wir bekommen sogar noch die übriggebliebenen Bratwurstbrötli umsonst ( Gut – Georg frisst immer die Wurscht runter und verschmäht das Brötchen – von wegen LowCarb und so. Aber Heike und ich fressen eh alles, auch Brötchen ohne )
Es könnte alles so schön sein.
Wenn wir jetzt noch einen Probetag bekommen hätten – wäre unser Glück wohl fast vollkommen gewesen.
So müssen wir und die Techniker in der Nacht von Sonntag auf Montag ran, um die verschiedenen Szenen mal auszuleuchten.
Bis halbvier morgens.
Am nächsten Tag: Generalprobe – die natürlich verdammt in die Hose geht – wie soll es auch anders sein, wenn man zum allerersten Mal auf der Location steht, auf der man am selben Abend ein komplettes Zwei-Stunden – Stück präsentieren soll. Mit drei Akteuren und ner Band.
Gut.
Die Show am Abend ist auch wackelig. Ziemlich.
Und verregnet dazu...
Also:
Werden am nächsten Tag Szenen umgestellt, gekürzt und poliert –
Und wir sind richtig guter Dinge.
Aber schon Stunden vor der Show tritt man an uns heran:
Es gab Beschwerden wegen des Lärms.
Eigentlich darf man nämlich nur bis 23.00 Uhr Krach machen.
Nicht, dass man uns darüber irgendwann informiert hätte.
Und wir haben 20 Minuten überzogen.
Nichts ungewöhnliches übrigens bei diesem Festival – ein Konzert dauert da schon mal bis Mitternacht.
Heike kann ein Lied davon singen, sie wohnt nämlich direkt nebendran.
Und es gab auch schon öfters Beschwerden wegen des Lärms.
Aber – nur bei uns traut man sich anscheinend, die Daumenschrauben anzulegen.
Bei uns Würzburgern – bei allen anderen hat wohl die nötige Chuzpe gefehlt.
Um 23.00 Uhr muss Schluss sein.
Wir wollen versuchen, das hinzukriegen - können aber natürlich nichts versprechen.
Bauen also nochmal um:
Und natürlich gibt es nichts Einfacheres , als ein durchkonzeptioniertes ComedyStück einfach einzukürzen! Klar!
Wir probieren es trotzdem – und es klappt!!
Während der Show gucken wir backstage ständig auf die Uhr – wir sind super in der Zeit, und freuen uns nen Wolf.
Zwei Minuten vor 23.00 Uhr – das langt dann sogar noch für den Zugabe!!
Wir sind völlig euphorisch - wie gut wir das hingekriegt haben! Trotz der Umstellerei und allem!
Also rauss auf die Bühne – letzter Song – mittendrin auf einmal aus den Monitorboxen:
„Noch 30 Sekunden, dann ist Schluss“
Bidde??
„ Noch 20 Sekunden, dann ist Schluss“.
Ich traue meinen Ohren nicht.
„ Noch 10 Sekunden, dann ist endgültig Schluss“
Und dann – tatsächlich – wird es auch dunkel auf der Bühne.
Wie wir erfahren haben, sitzt der Kulturreferent der Stadt Würzburg neben unserem Tontechniker Nils und zwingt
ihn mit Blick auf den Sekundenzeiger, diese Ansagen zu machen.
...
Ein Kulturreferent, der uns im wahrsten Sinne des Wortes auf die Sekunde den Saft abdreht.
Selten wurde mir deutlicher klargemacht , was die Stadt Würzburg wirklich von uns einheimischen Künstlern hält.
Dem braucht man nichts hinzuzufügen.
NACHTRAG:
Doch noch ein Wort:
Ich will nicht drüber streiten, wann was wirklich Kultur ist. Oder Kunst.
Ob Comedy oder Kasperei, Scherze, allerdings eben auch gemischt mit guter Musik und coolen Songs,
- ob das Kultur ist oder nicht, Kunst oder nicht... da gehen die Meinungen auseinander.
Ich jedenfalls empfinde das als Kultur.
Es steckt jedenfalls verdammt viel harte Arbeit drin - auch wenn es manchmal nicht so aussieht.
Und dann so nen Tritt abzubekommen .....?
4 Kommentare:
Vermutlich hat Familie Mix angerufen und sich beschwert: "Bloß keine Zugabe! Wir können's nimmer hören!" ;-)
@ ralf...
Ehrlich gesagt - daran hatte ich auch schon gedacht
;-))))
Die Mainpost stellt schon das nächste Hafenfest in Frage...Würzburg halt...
Oh man...
das ist ja echt völlig bescheuert.
Armes Deutschland.
Tut mir leid für eure Show.
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