Mittwoch, 26. März 2008

Rote Schuhe

Schuhe!


Ich hab mir Schuhe gekauft.
Nun ist das nichts Neues.
Schuhe kaufen.
Nichts Weltbewegendes.

Ich hab sie im Netz aufgestöbert – gut, ich war frustriert.
Aus irgendwelchen Gründen. Aus ganz bestimmten Gründen
Weil ich schon vorher Geld für einen totalen Bockmist ausgegeben hatte.
Sinnloses Zeug.
Schon eine Woche vorher.
Aber der Ärger darüber hielt an und wollte nicht weniger werden.
Ah! Ich war laut mit mir am Schimpfen, ich klopfte mir ans Hirn, ich schüttelte den Kopf.
Sowas von dämlich aber auch.
Und wenn man Geld für Scheisse ausgegeben hat, muss man das auflösen, indem man Geld ausgibt für etwas ganz ganz Wunderbares.
Vielleicht kann man das vergleichen mit meiner letzten Krankengymnastik. Als die Dumpfmaus meinte, wir würden jetzt was machen, um von den Rückenschmerzen abzulenken.

Ach, sagte ich, mir vielleicht auf den großen Zeh hauen?
Das würde ausnahmsweise sogar funktionieren. Sie hat nicht mal gelächelt. Was mich wiederum nicht wunderte, da sie komplett humorbefreit war.
Und unfähig dazu.
Das ist aber eine andere Geschichte.

Jedenfalls – Schuhe bestellt.
Aber schon so was von coolen Schläppchen!
Rot! Mit Weiß! Mit Absatz! Wie Kinderschühchen , nur für Große.
Sowas von Arschcool.
Gut – im Internet bestellen – das ist so eine Sache.
Wie sehen die denn in echt aus?
Passen sie?
Und wenn nicht?
Dann bin ich wieder frustriert, und muss es wieder zurückschicken.
Einpacken, zukleben, Adresse draufschreiben, zur Post bringen.
Und die ganze Zeit vom Frust zernagt zu sein... Mäh.. hätten die nicht passen können! Die hätten doch mal passen können! Mist aber auch! Ausgerechnet!
Und statt dass man dann direkt nach Hause fährt, um sich wieder dem Alltag zu widmen – macht man den Umweg über die Stadt, wo man in den nächstbesten Tussenschuhladen einfällt, um sich irgendwelche überteuerten und noch dazu tussenhafte Stelzen an die Füsschen zu nieten – auf denen man nicht laufen kann, die auch nicht so cool sind – aber egal! Hätten die anderen Schuhe mal gepasst! Selbst schuld!

Aber –
Diesmal nicht.
Ich kannte ja die Marke.
Ich war schon mal drin gestanden, in Schuhen eben dieser Marke
Irgendwann mal letztes Jahr im Frühling...
Und da hatte ich es zum ersten Mal.
Dieses Gefühl.. Dieses:
Mein Gott! Ich will Dich! H-A-B-E-N! Haben wollen!
Jetzt! Sofort!
Wie – teuer?! Das ist doch mal VÖLLIG egal!

Und weiß seitdem, was es heißt, wenn man so was in die Griffel kriegt und anfängt zu hyperventilieren. Ich hyperventiliere nie. Nicht wegen Klamotten. Nicht wegen Handtäschchen. Nicht wegen Schuhen. Wegen Männern – auch schon lange nicht mehr.
Und da waren sie – eben diese knallroten Schühchen, mit Weiß, mit Absätzen, wie , ja, wie eben KleinMädchenSchuhe für Große.
Für Große wie mich.
Meins .
Meins ganz allein.

Und heute vormittag wurden sie mir directement an die Wohnungstür geliefert..
Gut, einen Treppenabsatz darunter.
Ich kniete in meinem rosa Frotteeschlafanzug vor dem DPD Mann in seinem schicken Overall – um ihm meine Unterschrift zu geben
– JA! In Empfang genommen! In guten wie in schlechten Zeiten und bis dass der Tod uns scheidet!
Und durfte daraufhin meinen kleinen bunten SchuhKarton stolz in die Wohnung tragen.
Ich hab sofort meine dicken selbstgestrickten Bettsöckchen von den Füssen gepflückt – hey, wir haben Winter! Es ist Ende März, die Osterfeiertage sind grade vorbei, und draussen liegt Schnee! – den Karton aufgerissen und bin in die Schläppchen geschlüpft.
Und sie passen.
Sie passen!
Harmonierten auf den ersten Blick nicht grade mit der rosa Schlafanzughose – aber ich hab ja Phantasie.
MannMannMann! Fast hätte ich meine Mutter angerufen
– Muddi! Ich hab Schläppli! Sowas von geil! –
Aber wollte ich das hören? Diesen MutterSatz:
Und was haben sie gekostet? Hast Du nicht schon genug Schuhe?
– Nein, Muddi! Nicht so was! Sowas hat keiner! Das sind MEINE Schuhe!..
Nein. Keine SchläppliRechtfertigung.

Dann sind sie noch ein bisschen mit mir durch die Wohnung gewandert – weg vom Spiegel in der Diele in die Küche, ins Schlafzimmer, ins Wohnzimmer, wieder in die Küche, vor den Spiegel im Gang.
Und dann – nach einem weiteren Blick nach draussen, wo immer noch der Schneesturm tobt – zurück in ihren kleinen Karton. Da warten sie jetzt auf diesen ersten schönen Tag. Wie ich.
Den ersten von vielen schönen Tagen für meine roten Schläppchen und mich.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

This post is worthless without pics!

Anonym hat gesagt…

eben nicht..!

Anonym hat gesagt…

Ich liebe Deine Schreibe!

;-)

Vee