Mittwoch, 2. Juni 2010

Hin und weg

Ich könnt ja noch ewig von NYC erzählen.
Wahrscheinlich gibt’s jetzt wochenlang nur Geschichten dadrüber.
Aber – warum auch nicht. Eben! Wurscht!

Schon am Anfang, im Zug nach Frankfurt. Blättere ich endlich mal ein bisschen in
meinem NewYork Führer – und was muß ich lesen:
Wenn man Medikamente mitnimmt, sollte man vom Arzt ein Schreiben dabei haben.
Gut – für meine chinesischen Tees hab ich das zwar .. aber wenn’s nicht reicht?
Wenn sie mich dann nicht reinlassen? Und wieder zurückschicken? OhGottohgottohgott.
Ich schon am Schwitzen, bevor ich überhaupt im Flieger sitze.
Am Flughafen selber bin ich dann ja eh viel zu früh.. auch wieder typisch.
Gleich mal einchecken, den lästigen Koffer loswerden.
Und schon da werde ich von einer jungen Dame in die Mangel genommen.
Warum ich den überhaupt in die USA will . Fragt sie mich auf englisch. Ich gleich gegen den Strich gebürschtelt – geht ja schon gut los! Noch sind wir hier in Deutschland! Da wird Deutsch gesprochen! ( ja, wie gesagt, das war VOR meinem Urlaub:) ).
Urlaub!, sag ich.
Ob ich meinen Koffer selbst gepackt habe. Hab ich. Leider.
Ob er unbeaufsichtigt war während der Herfahrt. War er! Das sag ich natürlich nicht.
Er stand im Gepäckschrank in meinem Zugabteil, und ich glaub ja nicht, dass mir in aller Früh die verpennten Bürohengste ihre alten Krawatten in meinen Koffer schmuggeln. Oder Drogen.
Hat mir jemand was mitgegeben?
Ah! Mist! Jetzt haben sie mich. Das Päckchen von Moggadodde.
Ja, sag ich. Die junge Dame guckt streng.
Wissen Sie, um was es sich handelt?
Ähhh, ... Seife? Antworte ich fragend.
Sie wissen es also nicht genau?
Seife!, sag ich und... äh.. Lavendeldings halt.
Wie heißt die Person, die Ihnen das mitgegeben hat?
Moggadodde! Will ich sagen, dann fällt mir noch der echte Name ein. Zum Glück. Mit "Moggadodde" hätte ich wohl an Ort und Stelle umdrehen können.
Aha, sagt die Dame. Wie lange kennen Sie die betreffende Person?
Äh... sechs Monate...etwa.
Und Sie sind sich sicher, dass diese Person Ihnen keine Drogen mitgegeben hat?
Sechs Monate – das ist nicht lange!
Ich als Drogenkurier für Moggadodde! Kurz hab ich ein Bild im Kopf - die Moggadodde als "der Pate" im schwarzen Anzug, ein kleines Oberlippenbärtchen , die Scheine zählend... Sehr lustig!
Das finde aber nur ich.
Die Dame guckt immer noch streng. Vergewissern Sie sich besser, was genau Sie da bekommen haben. Und am besten nehmen Sie das ins Handgepäck. Na von wegen.
Ich bin einmal mit nem frischen Trüffel im Flieger gesessen, der hat vielleicht gestunken, das war schon peinlich – und jetzt soll ich mit der Lavendelduftbombe von Moggadodde – nö, das bleibt mal schön im Koffer!
Aber vor den Augen von Madame Sicherheitsexpertin muss ich mich vergewissern, was in Moggadoddes Päckchen steckt. Also Koffer auf, das liebevoll zusammengeschnürte Päckchen nicht ganz so liebevoll aufgerupft, reingeguckt: Lavendel ! Als Seife und im Säckchen! Als typisch fränkisches Mitbringsel.
Koffer zu, abgegeben , eingecheckt.

Irgendwann sitze ich dann tatsächlich im Flieger. Zwischen einem moppeligen Amerikaner, der mir die sehenswertesten Sehenswürdigkeiten von NYC en gros und en detail auseinanderklabüstert hat, noch bevor der Flieger das Frankfurter Rollfeld überhaupt verlassen hat ( Und der dann meine Kopfhörerbuchse belegt , weshalb ich bei allen vier Filmen von den Lippen ablesen muss - ja, und das ist echt ermüdend!) und einem äußerst gut aussehenden ansprechenden jungen Mann mit Dreads. Der mir leider garnix auseinanderklabüstern will. Kurz vor der Ankunft ( praktisch schon im Sinkflug, Herrschaft!) kommen wir doch noch irgendwie ins Gespräch. Er ist Physiker und arbeitet mit irgendwelchen Leuten an der Optimierung von Computern, Geschwindigkeit und so. Ich guck mir an, wie er seine Formeln mit Bleistift in seinen Block kritzelt und sage, dass es damit aber nicht weit her sein kann, wo er doch noch mit Papier und Bleistift arbeitet.
Er lacht sogar.
Wir unterhalten uns noch ein bisschen – ich grabe ein bisschen Italienisch aus, weil er nämlich Italiener ist. Und mache noch den einen oder anderen Scherz. Achja, ich kann ja so lustig sein!
Jetzt mal so unter uns - Inzwischen glaube ich ja, dass das das Letzte ist, was Jungs von Mädels wollen. Witze hören.
Ich muss mir das mal abgewöhnen.
Passiert mir ja immer wieder. Hier und da und dort. Ha! You´re so funny! sagt das Männchen und dreht sich um, um sich mit der langbeinigen Blonden mit den großen Augen zu unterhalten.

Wurscht!
Wo war ich? Egal – jedenfalls war schon der Hinflug recht unterhaltsam.
Mal gucken, ob ich noch die eine oder andere Episode erzähle.
Vom verschenkten VIP-Ticket.
Einer Ligeti-Oper mit den New Yorker Philharmonics.
Einem schlechten Film.
Oder einem verpassten Flug....:)

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