Um diese kleine Episode bin ich jetzt wirklich ein paar Tage herumgeschlichen -
soll ich sie aufschreiben? Oder besser doch nicht?
Andererseits – sie ist schon wieder so skurril – dass es schade drum wäre, sie zu vergessen.
Und ich kenn`doch mein Hirn!
Also:
Sitz ich vor ein paar Tagen so rum.... wo man halt so rumsitzt. Es kann eine Parkbank sein, genauso gut ein Wartezimmer beim Dottore – aber dann denken wieder alle , ich wär ja nur noch malad`-
aber kanns mir wurscht sein?
Ebend!
Also – neben mir also eine jüngere Dame, von der Ausstrahlung eher mal kompakt, also handfest – hatte auch ordentliche Arbeitshosen an, und solides Schuhwerk. Man konnte also gleich irgendwie erkennen – ne Naildesignerin etc. sitzt da nicht.
Wir kommen also so ins Gespräch, plaudern ein bisschen Smalltalk,
wer warum und überhaupt, und ich frag sie nach ihrem Autschn.
Die Hand, sagt sie, und zeigt mir das rechte Pfötchen. Damit ich es besser sehen kann, nimmt sie den GummiHandschuhVerband runter und ich kann fette Narben auf dem Handrücken erkennen. Und vom Ringfinger gibbet nur noch ein Glied.
Weia! sag ich, was haben Sie denn DA gemacht!
Kreissäge, sagt die Dame ( Ich sag ja – nach Naildesignerin sah sie halt auch nicht aus.)
Nafein, sag ich, also Sie haben vielleicht Hobbies!
Ja, sagt sie, alles abgetrennt. Haben die mir aber wieder schön angenäht.
Aber halt nicht opti. Schmerzen plagen sie, auch wenns schon wieder einigermassen aussieht.
Und beim Arbeiten stört das. Vor allem der – und sie deutet auf den Mittelfinger.
Weswegen sie auch gleich nen Termin beim Chirurgen hat . Weil der – und sie deutet nochmal auf den Mittelfinger – der soll jetzt weg.
Ich schnappe nach Luft. Wie, weg!?
Na, weg halt! erklärt sie.
Er läßt sich nicht mehr sooo bewegen, er stört einfach, weil er nicht mehr so tut, wie er soll.
Der soll weg.
Naja, sag ich, dann können Sie ja schon mal schön das Evil – Zeichen beim Metallkonzert machen!
Stimmt! sagt sie, und beide sitzen wir einen Moment da, mit dem EvilSign.
Aber Sie könnten ihn doch mit nem Gummi oder so an die anderen Finger binden, den übriggebliebenen Ringfinger, und den kleinen Finger, und der Zeigefinger kann dann schalten und walten wie er will, werfe ich mich für den ungeliebten Mittelfinger in die Bresche - dann muss der Mittelfinger vielleicht garnicht weg. Und vielleicht wird ja alles gut!
Nööö, sagt sie, der soll weg.
Außerdem, sagt sie, muss ich dann nicht mehr so viele Fingernägel schneiden!! und grinst.
Ja, sag ich, wobei – das Fingernägelschneiden haben Sie beim letzten Mal ja auch auf die harte Tour gemacht!
Und wir grinsen wieder.
Ich sag ja – Naildesignerin war sie ganz sicher nicht.
Mein Leben, ein Weihnachts-Dreiteiler!
Samstag, 7. April 2012
Mittwoch, 4. April 2012
Wäschestange des Grauens
Frühling!
Ich weiß nicht, weshalb ich fast meine komplettes Sparschwein für diese Bioresonanz-Therapie hingeblättert habe - irgendwie schlägt das im Moment noch nicht so an:
Die Nase läuft, die Augen tränen -
aber dennoch bin ich wie meistens guter Dinge und verströme puren Optimismus. Egal wo.
" Das ist doch schön, dass wir noch miteinander lachen können!!" freut sich einer der Zahnärzte meines Vertrauens - ja, ich hab da mehrere, die im wöchentlichen Rhythmus heimgesucht werden -
so bleibt es für jeden von uns abwechslungsreich.
" Na klar," sag ich, " ich will doch, dass es meinen Ärzten gut geht!"
So bin ich.
Dass mir ein anderer Arzt meines Vertrauens letztens erzählt hat, dass grade die Zahnärzte am meisten .. ich will es mal sanft ausdrücken .. mit dem Leben hadern,
weil sie nämlich, um ihren Patienten helfen zu können, manchmal erst recht Schmerzen verursachen müssen - das ist nur einer der Gründe.
Ich kann nix dafür - ich muss halt immer blöde Witze machen, das ist irgendwie genetisch. Aber macht auch nix.
Wie gesagt, ist der Arzt am lachen, freut sich die Patientin.
Aber eigentlich wollte ich was ganz anderes schreiben.
Nur eine kurze Erklärung. Ein Hinweis:
Falls ich unter verfrühtem Alzheimer leiden sollte, noch mehr dummes Zeug rede, also eh schon,...
oder auffallender Gedächtnisverlust eintritt ( also mehr noch, als ich eh schon habe ):
Ich wollte sie Euch nur zeigen. Die ist dran schuld.
Die Wäschestange des Grauens.
Gegen die ich jedes Mal sowohl beim Rausradeln als auch beim Reinradeln mit dem Kopf dagegendotze.
Weil ich irgendwie den Abstand immer verkehrt einschätze.
Ja, ich könnte auch schieben. Nö, das wäre ja langweilig.
So bleibt es ein bisschen spannend. Ob ich es irgendwann doch noch mal schaffe
Vorausgesetzt, ich erinnere mich dann überhaupt noch, wo mein Rad steht.
Bzw. welches von den Rädern meines ist.
Ich weiß nicht, weshalb ich fast meine komplettes Sparschwein für diese Bioresonanz-Therapie hingeblättert habe - irgendwie schlägt das im Moment noch nicht so an:
Die Nase läuft, die Augen tränen -
aber dennoch bin ich wie meistens guter Dinge und verströme puren Optimismus. Egal wo.
" Das ist doch schön, dass wir noch miteinander lachen können!!" freut sich einer der Zahnärzte meines Vertrauens - ja, ich hab da mehrere, die im wöchentlichen Rhythmus heimgesucht werden -
so bleibt es für jeden von uns abwechslungsreich.
" Na klar," sag ich, " ich will doch, dass es meinen Ärzten gut geht!"
So bin ich.
Dass mir ein anderer Arzt meines Vertrauens letztens erzählt hat, dass grade die Zahnärzte am meisten .. ich will es mal sanft ausdrücken .. mit dem Leben hadern,
weil sie nämlich, um ihren Patienten helfen zu können, manchmal erst recht Schmerzen verursachen müssen - das ist nur einer der Gründe.
Ich kann nix dafür - ich muss halt immer blöde Witze machen, das ist irgendwie genetisch. Aber macht auch nix.
Wie gesagt, ist der Arzt am lachen, freut sich die Patientin.
Aber eigentlich wollte ich was ganz anderes schreiben.
Nur eine kurze Erklärung. Ein Hinweis:
Falls ich unter verfrühtem Alzheimer leiden sollte, noch mehr dummes Zeug rede, also eh schon,...
oder auffallender Gedächtnisverlust eintritt ( also mehr noch, als ich eh schon habe ):
Ich wollte sie Euch nur zeigen. Die ist dran schuld.
Die Wäschestange des Grauens.
Gegen die ich jedes Mal sowohl beim Rausradeln als auch beim Reinradeln mit dem Kopf dagegendotze.
Weil ich irgendwie den Abstand immer verkehrt einschätze.
Ja, ich könnte auch schieben. Nö, das wäre ja langweilig.
So bleibt es ein bisschen spannend. Ob ich es irgendwann doch noch mal schaffe
Vorausgesetzt, ich erinnere mich dann überhaupt noch, wo mein Rad steht.
Bzw. welches von den Rädern meines ist.
Sonntag, 1. April 2012
Finanzdienstleister gone wild*
Nein, dass ich sowas nochmal erleben durfte – ich hätte es mir in meinen wildesten Träumen nicht besser ausmalen können.
Dabei fing der Abend erstmal ziemlich geruhsam an.
Ein Freitag Abend.
Weshalb ich Freundin S. zuerst in den Mitleidsclub schleppe.
Ein eigentlich völlig bescheuertes Unterfangen. Als ob ich da gerne hingehen täte!
Der „MidlifeClub“ - einmal im Monat „Musik für erwachsene Ohren“, wie der bescheuerte Slogan mal hiess – und was nur bedeutete, dass es Musik für Ohren war, aus denen schon deutlich sichtbar graue Haarbüschel rauswucherten .
Freund Tretter nennt das auch gern „ betreutes Tanzen“ , das trifft es auch ganz gut.
Ich habe kaum meine 4 Euro Eintritt bezahlt, da bin ich auch schon schlecht drauf.
Ich habs ja geahnt.
Aber da stehen wir jetzt, mittendrin, in dieser sonderbaren Veranstaltung, mit Menschen , die manchmal sonderbar tanzen, und deren erwachsene Kinder an der Theke die Getränke ausschenken. Also praktisch Kinderdisko verkehrt herum.
S. findet das Ganze eher lustig, sie sieht das ja noch mit jugendlichem Abstand,
und ich bin froh, dass wir Georg zum Plaudern treffen. Da stehen wir also , gucken uns die Welt an, und ich gebe mir mit zwei Apfelschorle völlig die Kante.
Freundin S. trinkt Bier, das täte mir vielleicht auch helfen. Aber egal.
Irgendwann machen Freundin S. und ich uns dann doch wieder auf den Heimweg.
Zwei junge Jungs quatschen uns an, und wollen von uns Entscheidungshilfen, in welchen Club sie noch gehen sollen.Kamikatze? Oder Boot? Oder beides? S. und ich wägen das Für und Wieder ab, bedenken Uhrzeit und Klientel, die Jungs werfen die jeweiligen Eintrittsgelder noch in die Diskussion – und mittendrin meint einer der beiden Buben auf einmal zu mir:
„ Sachemol – Du machst doch bestimmt was Soziales!“. S. lacht. Ich bin empört.
Was Soziales! Ich! Eine Frechheit! Das ist der Dank dafür, dass man jungen Menschen den rechten Weg in die richtige Disse weisen will.
Man wird zum Sozialpädagogen degradiert. Dann hätte ich allerdings auch wieder gut in den Mitleidsclub gepasst. Aber egal.
Vielleicht isses der Frust, vielleicht irgendwas anderes - als das Maritim Hotel vor uns auftaucht, schlage ich Freundin S. eher spaßeshalber vor, noch ein letztes Kaltgetränk in der Bar vom MaritimHotel zu nehmen.
Und S. wäre nicht S. , wenn sie mich nicht beim Wort nehmen tät.
“Desmachenwir!!“ sagt sie, und drin sind wir.
In der Maritim Bar.
Und damit mittendrin in der wahnsinnigsten Krawattenträgersause.
Und damit beginnt der lustige Teil des Abends.
Jetzt denkt man nicht, dass eine Hotelbar in Würzburg morgens um zwei aus allen Nähten platzt – aber das tut sie. Die Musik ist ohrenbetäubend, und die fünf Jungs hinter der Bar sind schwer beschäftigt.Freundin S. und ich bestellen unsere Kaltgetränke – Bier für S., alkfreien Cocktail für mich – und wir staunen praktisch mit offenem Mund.
Alle vom selben Verein – ich denke tatsächlich wirklich erst, das hat was mit Schalke zu tun,
weil ein paar blaue Schals um den Hals tragen – aber da ist nur das Firmenlogo drauf zu sehen, das ich natürlich wieder nicht entziffern kann.
Ein paar haben nicht nur die Krawatten schon abgelegt, sondern auch schon die Hemden aufgeknöpft - und ich bin froh, dass es in der Bar ziemlich schummrig ist.
Tatsächlich gibt es auch ein paar Frauen, die sich ziemlich wacker halten, denn der Großteil der Jungs ist nämlich schon so betrunken, dass es ihnen selbst schon völlig egal ist, woran oder an wem sie sich festhalten – was um uns herum zu ausdauernden Verbrüderungsszenen führt.
Oder Coachinggesprächen.
„Dumusssssdemsseigenwassdudraudhasss!“ brüllt der Herr rechts neben mir seinem Kollegen ins Ohr. S. weist mich drauf hin, dass dessen Initialen in die Manschettenknöpfen eingraviert sind. Und ins Hemd eingestickt.
Warum läßt man sich seine Initialen ins Hemd sticken? Damit die Gattin nicht vergisst, wessen Hemden sie wäscht? Oder wenn man die mal wo liegenläßt, die Hemden...
Bin verwirrt. Aber beeindruckt...
Kistenweise werden Moet-Chandon- und Veuve-Cliquot-Flaschen angeschleppt, und außerdem Champagner rosé . Was Freundin S. auffällt, ich seh ja wieder nix – und alles natürlich in der Magnum Version. Aber trinken allein wär ja langweilig – in regelmässigen Abständen gibt es deshalb Champagnerduschen für alle.
Ein Wahnsinn.
Das Wahnsinnigste daran ist, dass man beim vierten oder fünften Mal nicht mehr „Der Wahnsinn! Sind die alle wahnsinnig?“ denkt, sondern sich duckt und eher sowas „Ochnööönetschonwieder“ oder„ hoffentlichbleibtderdamitdrüben“ denkt.
„ Wenn die Hecke gestutzt wird, wirkt das Haus größer!!“ brüllt jetzt der Manschettenknopf seine Kollegen an, und alle lachen herzlich, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es diesmal nicht um den Job geht.
Mittendrin muss ich dann S . doch mal fragen von wegen meiner Sozialpädadogenausstrahlung.
"Naja", meint sie,"irgendwie ja schon."... Altaaaaabitte???... Naja, die Jacke halt,meint sie, und der rosa Schal.... "Der ist rot!" und außerdem die Haare."Die Haare? Was ist mit meinen Haaren? Wieso hab ich sozialpädadogische Haare?"
So genau kann S. das auch nicht erklären, vielleicht liegt es an der Farbe, meint sie, das Rot…?
Das Rot? Montagmorgen sitz ich beim Friseur , ich schwöre.
Hie und da verirrt sich ein betrunkenes Krawattenträgerle auch zu uns, wird aber wegen mangelnder Kommunikationsfähigkeit gleich wieder weitergeschickt.
Außer ein etwas älterer Herr, der zwar auch schon hackedicht ist – was er auch offen zugibt – aber wenigstens trägt er seine Krawatte noch ordentlich gebunden, und wir plaudern ein bisschen.
Die Jungs sind natürlich , wen wunderts, Finanzdienstleister.
Finanzdienstleister! Aha!
„Könnt ihr Euch sowas wie Budapest nicht mehr leisten?“ frage ich ihn, und er ist ein klein bisschen eingeschnappt. Aber nur kurz. Er erzählt uns von den Höhen und Tiefen seines Berufes, und von den außerordentlichen Qualifikationen , die man dafür braucht, und deswegen, und auch wegen des sichtlich akuten Frauenmangels läßt Freundin S. sich seine Telefonnummer geben.
Vielleicht wäre der Job ja was für sie.
Champagnerflaschen über den Köpfen der Kollegen auszuschütten jedenfalls findet sie schonmal nicht schlecht.
Er lädt uns noch auf eine Runde ein, und während man uns die Getränke zusammenmixt, gehen wir eine rauchen.
Wo alsbald ein völlig betrunkener Engländer zu uns stößt, der auch zu der Truppe gehört,
und uns mit einem freundlichen " Bitches!!!!" begrüßt. S. protestiert, und tatsächlich: Er revidiert er seine Meinung. Jetzt bin nur noch ich allein die Bitch.
"Yeaaah!", lallt er. "Look at your red hair! Like a bitch!"
Ach! Auf einmal! Jetzt bin ich auf einmal die Bitch! Wegen meiner roten Haare!
Da soll sich einer auskennen.
Unsere zweite Runde Drinks nehmen wir jetzt recht zügig.
Neben uns führt eine propere Lady im engen Schwarzen vor zwei ebenso properen Herren
einen Exklusivtanz auf, wobei sie abwechselnd lasziv mit den Hüften wackelt und
sich dann wieder an der Balustrade der Sitzgruppe schubbert.
Diverse Hemden sind jetzt nicht nur aufgeknöpft, sondern komplett abgelegt - und wir beschliessen dann auch, nach Hause zu gehen.
Und auf dem Heimweg hatte ich dann noch ordentlich Zeit, drüber nachzudenken:
Sozialpädagogin - oder Bitch. Bitch - oder Sozialpädagogin.
Soll bloß keiner sagen, dass ich nicht ein breites Spektrum abdecke.
Allerdings: das mit der Sozialpädadogin - also das hat mich wirklich beleidigt.
*Titel mit freundlicher Genehmigung von terebinthe geklaut.
Mal gucken, wie sie den Abend in ihrem Blog sieht:)))
http://durchmeinebrille.wordpress.com/
Dabei fing der Abend erstmal ziemlich geruhsam an.
Ein Freitag Abend.
Weshalb ich Freundin S. zuerst in den Mitleidsclub schleppe.
Ein eigentlich völlig bescheuertes Unterfangen. Als ob ich da gerne hingehen täte!
Der „MidlifeClub“ - einmal im Monat „Musik für erwachsene Ohren“, wie der bescheuerte Slogan mal hiess – und was nur bedeutete, dass es Musik für Ohren war, aus denen schon deutlich sichtbar graue Haarbüschel rauswucherten .
Freund Tretter nennt das auch gern „ betreutes Tanzen“ , das trifft es auch ganz gut.
Ich habe kaum meine 4 Euro Eintritt bezahlt, da bin ich auch schon schlecht drauf.
Ich habs ja geahnt.
Aber da stehen wir jetzt, mittendrin, in dieser sonderbaren Veranstaltung, mit Menschen , die manchmal sonderbar tanzen, und deren erwachsene Kinder an der Theke die Getränke ausschenken. Also praktisch Kinderdisko verkehrt herum.
S. findet das Ganze eher lustig, sie sieht das ja noch mit jugendlichem Abstand,
und ich bin froh, dass wir Georg zum Plaudern treffen. Da stehen wir also , gucken uns die Welt an, und ich gebe mir mit zwei Apfelschorle völlig die Kante.
Freundin S. trinkt Bier, das täte mir vielleicht auch helfen. Aber egal.
Irgendwann machen Freundin S. und ich uns dann doch wieder auf den Heimweg.
Zwei junge Jungs quatschen uns an, und wollen von uns Entscheidungshilfen, in welchen Club sie noch gehen sollen.Kamikatze? Oder Boot? Oder beides? S. und ich wägen das Für und Wieder ab, bedenken Uhrzeit und Klientel, die Jungs werfen die jeweiligen Eintrittsgelder noch in die Diskussion – und mittendrin meint einer der beiden Buben auf einmal zu mir:
„ Sachemol – Du machst doch bestimmt was Soziales!“. S. lacht. Ich bin empört.
Was Soziales! Ich! Eine Frechheit! Das ist der Dank dafür, dass man jungen Menschen den rechten Weg in die richtige Disse weisen will.
Man wird zum Sozialpädagogen degradiert. Dann hätte ich allerdings auch wieder gut in den Mitleidsclub gepasst. Aber egal.
Vielleicht isses der Frust, vielleicht irgendwas anderes - als das Maritim Hotel vor uns auftaucht, schlage ich Freundin S. eher spaßeshalber vor, noch ein letztes Kaltgetränk in der Bar vom MaritimHotel zu nehmen.
Und S. wäre nicht S. , wenn sie mich nicht beim Wort nehmen tät.
“Desmachenwir!!“ sagt sie, und drin sind wir.
In der Maritim Bar.
Und damit mittendrin in der wahnsinnigsten Krawattenträgersause.
Und damit beginnt der lustige Teil des Abends.
Jetzt denkt man nicht, dass eine Hotelbar in Würzburg morgens um zwei aus allen Nähten platzt – aber das tut sie. Die Musik ist ohrenbetäubend, und die fünf Jungs hinter der Bar sind schwer beschäftigt.Freundin S. und ich bestellen unsere Kaltgetränke – Bier für S., alkfreien Cocktail für mich – und wir staunen praktisch mit offenem Mund.
Alle vom selben Verein – ich denke tatsächlich wirklich erst, das hat was mit Schalke zu tun,
weil ein paar blaue Schals um den Hals tragen – aber da ist nur das Firmenlogo drauf zu sehen, das ich natürlich wieder nicht entziffern kann.
Ein paar haben nicht nur die Krawatten schon abgelegt, sondern auch schon die Hemden aufgeknöpft - und ich bin froh, dass es in der Bar ziemlich schummrig ist.
Tatsächlich gibt es auch ein paar Frauen, die sich ziemlich wacker halten, denn der Großteil der Jungs ist nämlich schon so betrunken, dass es ihnen selbst schon völlig egal ist, woran oder an wem sie sich festhalten – was um uns herum zu ausdauernden Verbrüderungsszenen führt.
Oder Coachinggesprächen.
„Dumusssssdemsseigenwassdudraudhasss!“ brüllt der Herr rechts neben mir seinem Kollegen ins Ohr. S. weist mich drauf hin, dass dessen Initialen in die Manschettenknöpfen eingraviert sind. Und ins Hemd eingestickt.
Warum läßt man sich seine Initialen ins Hemd sticken? Damit die Gattin nicht vergisst, wessen Hemden sie wäscht? Oder wenn man die mal wo liegenläßt, die Hemden...
Bin verwirrt. Aber beeindruckt...
Kistenweise werden Moet-Chandon- und Veuve-Cliquot-Flaschen angeschleppt, und außerdem Champagner rosé . Was Freundin S. auffällt, ich seh ja wieder nix – und alles natürlich in der Magnum Version. Aber trinken allein wär ja langweilig – in regelmässigen Abständen gibt es deshalb Champagnerduschen für alle.
Ein Wahnsinn.
Das Wahnsinnigste daran ist, dass man beim vierten oder fünften Mal nicht mehr „Der Wahnsinn! Sind die alle wahnsinnig?“ denkt, sondern sich duckt und eher sowas „Ochnööönetschonwieder“ oder„ hoffentlichbleibtderdamitdrüben“ denkt.
„ Wenn die Hecke gestutzt wird, wirkt das Haus größer!!“ brüllt jetzt der Manschettenknopf seine Kollegen an, und alle lachen herzlich, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es diesmal nicht um den Job geht.
Mittendrin muss ich dann S . doch mal fragen von wegen meiner Sozialpädadogenausstrahlung.
"Naja", meint sie,"irgendwie ja schon."... Altaaaaabitte???... Naja, die Jacke halt,meint sie, und der rosa Schal.... "Der ist rot!" und außerdem die Haare."Die Haare? Was ist mit meinen Haaren? Wieso hab ich sozialpädadogische Haare?"
So genau kann S. das auch nicht erklären, vielleicht liegt es an der Farbe, meint sie, das Rot…?
Das Rot? Montagmorgen sitz ich beim Friseur , ich schwöre.
Hie und da verirrt sich ein betrunkenes Krawattenträgerle auch zu uns, wird aber wegen mangelnder Kommunikationsfähigkeit gleich wieder weitergeschickt.
Außer ein etwas älterer Herr, der zwar auch schon hackedicht ist – was er auch offen zugibt – aber wenigstens trägt er seine Krawatte noch ordentlich gebunden, und wir plaudern ein bisschen.
Die Jungs sind natürlich , wen wunderts, Finanzdienstleister.
Finanzdienstleister! Aha!
„Könnt ihr Euch sowas wie Budapest nicht mehr leisten?“ frage ich ihn, und er ist ein klein bisschen eingeschnappt. Aber nur kurz. Er erzählt uns von den Höhen und Tiefen seines Berufes, und von den außerordentlichen Qualifikationen , die man dafür braucht, und deswegen, und auch wegen des sichtlich akuten Frauenmangels läßt Freundin S. sich seine Telefonnummer geben.
Vielleicht wäre der Job ja was für sie.
Champagnerflaschen über den Köpfen der Kollegen auszuschütten jedenfalls findet sie schonmal nicht schlecht.
Er lädt uns noch auf eine Runde ein, und während man uns die Getränke zusammenmixt, gehen wir eine rauchen.
Wo alsbald ein völlig betrunkener Engländer zu uns stößt, der auch zu der Truppe gehört,
und uns mit einem freundlichen " Bitches!!!!" begrüßt. S. protestiert, und tatsächlich: Er revidiert er seine Meinung. Jetzt bin nur noch ich allein die Bitch.
"Yeaaah!", lallt er. "Look at your red hair! Like a bitch!"
Ach! Auf einmal! Jetzt bin ich auf einmal die Bitch! Wegen meiner roten Haare!
Da soll sich einer auskennen.
Unsere zweite Runde Drinks nehmen wir jetzt recht zügig.
Neben uns führt eine propere Lady im engen Schwarzen vor zwei ebenso properen Herren
einen Exklusivtanz auf, wobei sie abwechselnd lasziv mit den Hüften wackelt und
sich dann wieder an der Balustrade der Sitzgruppe schubbert.
Diverse Hemden sind jetzt nicht nur aufgeknöpft, sondern komplett abgelegt - und wir beschliessen dann auch, nach Hause zu gehen.
Und auf dem Heimweg hatte ich dann noch ordentlich Zeit, drüber nachzudenken:
Sozialpädagogin - oder Bitch. Bitch - oder Sozialpädagogin.
Soll bloß keiner sagen, dass ich nicht ein breites Spektrum abdecke.
Allerdings: das mit der Sozialpädadogin - also das hat mich wirklich beleidigt.
*Titel mit freundlicher Genehmigung von terebinthe geklaut.
Mal gucken, wie sie den Abend in ihrem Blog sieht:)))
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