Samstag, 23. Oktober 2010

DaDaDa!

Dadada


Theaterwochende. Gestern im Chambinzky bei einem wunderbaren...Liederabend.
Ich nenn das mal Liederabend. Viele Lieder, viel Klassik, auch Musical... und Talia singt einfach herzergreifend schön. Eine Stimme! Ich hab sie ja damals im Kons schon immer durch die Tür erkannt. Ah – da singt Talia! Jaha, damals. Auch Achim ganz große Klasse. Und den Pianist darf man ebenfalls nicht unter den Tisch ( oder unters Klavier ) fallen lassen.
Und heute eben „DADA“ in der Werkstattbühne. Auch sehr spannend, sehr lustig, und sehr DaDa alles.
Insgesamt also ein ausgefülltes ZuGuck – Wochenende.

Was mir dabei aber im kleinen Hirn noch dazu hängengeblieben ist – das waren die Zuschauer.
Natürlich nur ganz bestimmte Zuschauer. Wenn man mal selber so als Zuschauer zuschaut, und mitkriegt, wie andere Zuschauer so... zuschauen – also da wird einem ganz annersch.

Gestern die beiden älteren Damen vor mir in der ersten Reihe. Die lauthals mitsingen. Die schunkeln. Und vor allem räbern räbern räbern als ob es kein Morgen gäbe. Und so laut, dass sogar die Reihen hinter mir die Geduld verlieren.
Wenn in den zweiten Teil reingeräbert wird in einer Küchenlautstärke, wie zwei Marktweiber ( so ähnlich das Zitat einer Dame hinter mir ) – ohne Rücksicht auf irgendwas – ja, da spielt ja auch grad nur der Pianist allein, da kann man das ja machen, da passiert ja sonst nix.
Ich weiß nicht – muss das ein?
Die erst die Klappe halten, als ich dazwischen gehe. Wie kann man so unsensibel sein??
Nö ... so völlig plemplem?

Und heute, in der Werkstattbühne – sitzen zwei Herrschaften mittleren Alters, ziehen ihre Schuhe aus (!) – Ja, und was für Schuhe, diese Ökoklettersandalen, die sie über die selbstgestricken Wintersocken tragen – und legen gemütlich die Beine hoch.
Wie zuhause im Wohnzimmer.

Sowas macht mich wild. Ich war nah dran, rüberzugehen, und denen die Meinung zu sagen.
( Ich meine – dass war eh ein DaDa – Stück – vielleicht hätte ich das als Zuschauer ja auch machen dürfen ;))
Dass das eine Art von Respektlosigkeit ist, die man sich einfach verdammtnochmal verkneift.
Die Beine hochzulegen!
Wenn die bei Freunden zu Besuch sind – legen die da auch gleich die Füsse auf den Tisch??

Ich weiß nicht, was solche Leute im Kopf haben.
Gut. Ich bin da ein bisschen sensibel.

Ich mag es zum Beispiel auch nicht, wenn die Bühne, auf der ich stehe und kaspere, oder singe, vom Publikum dazu benutzt wird, Jacken, Handtaschen und die Bier – und Weingläser abzustellen.
( Oder ebenfalls da die Beine auch hochzulegen – ist alles schon passiert )
Letztens im Burgtheater in Nürnberg – da hat eine ganze Clique von vier Leuten den Bühnenbereich bis hin zu Werners Klavier komplett unter ihrer Garderobe begraben.

Eine Bühne ist eine Bühne (.. ist eine Bühne ). Das ist No-Go-Area .
Das ist mein Bereich, auf dem ich arbeiten muss /darf, mein Raum , den ich brauche, mein Territorium. Vielleicht auch mein Nest.
Und so denken eigentlich viele Künstler.
So eine Art geschützter Raum, von dem aus man agieren kann.
Und der nen Bruch kriegt, wenn Leute das als Abstellfläche benutzen.

Es gibt Kollegen, die den Gästen persönlich die Gläser in die Hand drücken, weil sie das nicht haben können.
Ich denk ja dann immer, nö, das kannste nicht machen,.
Aber vielleicht inzwischen – vor allem nach diesem WE – wer weiß.
Einfach mal – Hoppla! Der schöne Wein! Das tut mir jetzt aber leid!

Montag, 2. August 2010

Süss` Tierleben

Wer, wie ich , einen Günther zuhause hat, oder ein Mädchen, der kann sich ein Leben ohne – in diesem Fall Katzen – nur schwer vorstellen.
Und gesund isses ja auch noch. Sind wir Tierliebhaber ja allein durch die Anwesenheit unserer putzigen Freunde vor allerlei Ungemach gefeit – so hört man zumindest immer wieder in diversen Umfragen. Gut gegen Depressionen soll es sein, die Widerstandskraft erhöhen, und falls es einen doch erwischt hat, wird man wieder schneller gesund. Heißt es..
Und die pure Freude isses ja obendrein:
Guck, wie es frisst!
Guck, wie es da liegt! Guck, wie es guckt!
Und guck, wie es wieder den Thunfisch in der ganzen Wohnung verteilt.
Guck, wie es wieder quer über der Zeitung liegt.
Guck, wie es wieder überall seine Katzenhaare verteilt hat.
Und hör , in der stillen Nacht, wie dich die pumpenden Würgegeräusche der Katz`aus dem Schlaf reissen – was Du am nächsten Morgen wieder vergessen hast, weshalb Du noch vor der ersten Tasse Kaffee schon mit dem einen Fuß in der feuchten Katzenkotze stehst.
Eben – die pure Freude!

Vor einer Woche haben mein Bruder und Schwägerin jetzt also die zweite Katze zu Grabe getragen – ( ich muss gestehen, ich hab die Namen der beiden immer durcheinander gebracht – also die Namen der Katzen, nicht die von Bruder und Schwägerin ) – Gismo,und Simba, auch genannt Tätemann und/ oder Mölemann. Jedenfalls sind beide jetzt im Katzenhimmel.
Man kann vielleicht so nebenbei erwähnen, dass sowohl Bruder als auch Schwägerin in tierlieben Familien aufgewachsen sind. Schwägerin sogar in einer ,würde ich sagen, tierverrückten Familie. Zum Beispiel mit Papageien ( die es immer noch gibt ) und die inzwischen die eine Küche ( Holz!) so derart in Einzelteile und Sägespäne zerlegt hat, dass die Familie kapituliert hat, und sich ne neue Küche – in einem neuen Raum- gebaut hat.
Aus Stahl.
Zwischenzeitlich haben noch zwei Karnickel Obdach gefunden im Hause Süss ( August und Phoebe – Phoebe spricht man übrigens Fiiiebieee! – und mein Bruder baut sogar grade in echt ein neues Hasenheim! Mein Bruder! Ich erinnere mich nicht, dass er überhaupt mal irgendwas gebaut hat – in die Luft gesprengt ja, Modellflugzeuge und so – ah,ich weiche ab ) und über den Winter gab es sogar einen Igel, der überwintern durfte ( stinkt anscheinend wie ein Iltis, so ein Igel).
Jetzt also ein ( fast) tierloser Süss – Haushalt. Aber nicht lange.
Schwägerin am Telefon: Wir holen uns jetzt nen Hund! Hund, sag ich, klasse, und gleich noch ne Katze dazu!
Aber Katzen streunen immer, und das halt ich nicht mehr aus, sagt die Schwägerin.
Nimm halt zwei Katzen, sag ich völlig sinnentleert.
Jetzt schaun wir erst mal nach nem Hund, sagt die Schwägerin.
Zwei Tage später hab ich meinen Bruder am Telefon. Also wenn wir DIE kriegen, das wär suuuper! Eine ganz liebe ist das! Emily heißt sie, sagt er und ich frag: Was isses denn? Ein Rottweiler! kräht mein Bruder fröhlich, aber eine ganz ganz liebe! Ganz brav!Aus dem Tierheim! Die will keiner, bloß wir.
Auweh, sag ich, ein Rottweiler? Gabs denn nix anderes?
Aber die ist ganz lieb! Wie die guckt! Und ganz brav ist sie! Der Bruder ist begeistert.
Also ich mag ja Hunde per se schon auch sehr - außer den einen Köter, der mich mal bei ner Party am Buffet angeknurrt hat.
Aber – ähem – nen Rottweiler? Nö echt, sagt der Bruder begeistert, die isch echt liab! Hängeohren und so, man muss halt noch nen Wesenstest mit ihr machen, aber die isch echt nett!
Ich stell mir kurz vor, wie das aussieht, mein Bruder mit nem Rottweiler auf der Strasse –
Ein 1, 95 Mann , 120 kg, Glatze – ja, das kann spannend werden.

Nen Rottweiler!
Ich weiß schon, was ich dann als Begrüßungspäckchen losschicke –
Das KampfhundwelcomePäckchen mit Satinjogginghose, Adiletten, Feinripp und dickem Goldkettchen ( natürlich aus Plastik ).

( Vorhin noch mal mit Mutti telefoniert wegen dem Familienzuwachs. Wie isses denn, frag ich, ist Emily schon da? Nö, sagt die Mutti, Bruder hat vorhin ganz fröhlich angerufen und gesagt, dass er die Gattin den ganzen Tag noch nicht erreicht hat – wahrscheinlich hat der Hund sie schon aufgefressen, hat er gemeint )

Dienstag, 27. Juli 2010

Alles annersch

Alles annersch!

Und manchmal sogar besser.

Zuerst einmal verläßt mich die Verwandtschaft früher als geplant.
Nämlich schon am Sonntag Abend – während ich oben am Schützenhof Künstlerbetreuung mache ( soll heissen – Künstler baut auf der Bühne sein Equipment auf, ich sitze unten und lese Zeitung ).
Da klingelt Verwandtschaft durch und eröffnet mir, dass sie jetzt heimfahren. Ja, jetzt gleich.
Wie, sag ich, wir wollten doch heute noch aufs Weinfest..... Ja, sagt die Verwandtschaft, da waren sie gerade eben, da isses sehr nett,.. Ja, und, sag ich, ich wär doch gleich nachgekommen, in einem halben Stündchen löst mich Heike ab.. Nö, sagt die Verwandtschaft, nicht nötig. Jetzt waren wir ja da.
Aha, sag ich. Vielleicht kommt ihr noch freundlicherweise den Schützenhof hoch und verabschiedet Euch ordentlich? Ja, sagt die Verwandtschaft, dann können Wir Dich gleich mit runter nehmen. Nö. Sag ich, das braucht ihr dann auch nicht, was soll ich in meiner Butze sitzen, wenn ihr schon weg seid – da bleib ich oben und hör mir den Buck an!
Tatsächlich kommt Verwandtschaft noch mal hochgefahren, überreicht mir den Schlüssel und sagt brav „ Auf Wiedersehen“. Und weg sind sie.
Ich bin ordentlich angesäuert. Hab am Samstag Bude geputzt, Kuchen gebacken, Günther gekämmt, Kühlschrank aufgefüllt, Filmmitmachsause bei Herrn Stumpf sausen lassen – und auch für den Montag zwei Termine verschoben. Wegen der Verwandtschaft. Die eigentlich bis Dienstag bleiben wollte.
Und dann doch lieber wieder nach Hause wollten.
Rufe Mutti an und beschwere mich. Mutti sagt, das wundert sie jetzt eigentlich nicht – sie kennt die nicht anders.
Bin trotzdem beleidigt.

Kann aber dafür am Schützenhof bleiben und Wolfgang Buck beim Konzertieren zugucken und zuhören.
Und das war schon mal sehr hübsch.
Da war ich dann schon wieder versöhnt – weil das hätte ich ja sonst verpasst.
Und eine CD krieg ich auch noch geschenkt - was wirklich klasse ist ( und ich freu mich wirklich,
da ein paar Perlen aus dem Konzert nochmal zu hören )
Zwar rührt er mein Backstagecatering nicht an ( nuja – war ja auch nur Süßkram – und Kuchen... ) , aber er hat nach dem Gig noch nicht die Autotüre hinter sich zugezogen, da fallen Heike und ich schon darüber her.

Montag wird gleich mal ausgeschlafen ( ohne Ohrstöpsel! Wieder im eigenen Bett !),
und doch noch auf einen Termin gegangen. Außerdem hole ich mir ein paar nette Bücher aus der Stadtbücherei, und abends will ich zur Tanztruppe zum Hafensommer.
Als ich fünf vor halbneun rübereiere – sehe ich nur gääähnende Leere. Ja, abgesagt, das Ganze. Wegen Regens. Hm. Also kein Tanztheater.
Dafür Florian, der mir über den Weg radelt und mich ins Kino mitzerrt – Knight and Day mit dem kleinen Cruise und der coolen Diaz. Ein netter Film. Unterhaltsam. Typischer Sommerblockbuster. Danach geht Florian tatsächlich noch mit mir aus Weinfest am Stein – was er sonst nie, nie , nie tut, und lässt sich zu einem Gläschen Sekt überreden.

Und auch heute: Georg hängt krank in München, also kein Schützi heute.
Dafür geh ich zu „ Annamateur und die Außensaiter“ – falls das Wetter hält.
Wenn nicht, wird sicher wieder „was Annersch „ passieren.....:)

Sonntag, 18. Juli 2010

( Fast) kein Wein am Stein

Hoffest am Stein ist eigentlich ne sehr nette Angelegenheit. Wenn man sich den richtigen Tag und die richtige Uhrzeit raussucht. Und vielleicht noch die richtige Stimmung. Von einem selber natürlich.
Sonntagabend, schon später, ich bin locker mit einer Freundin verabredet, und denke mir so gegen Viertel nach elf, Ochja, schlapp doch nochmal hoch. Ist doch eh nur um die Ecke.
Und das tue ich dann auch.
Treffe Freundin, kaufe Glas, suche eines der Frolleins vom Weinverkauf.
Die grad am nächsten steht, muss tratschen. Und guckt auch nach mehrmaligem Winken nur unwillig her.
Bis sie sich dann doch bequemt.
Lustlos kommt sie auf mich zu, ne Flasche schwenkend. " Es gibt nur noch Rosé" sagt sie. Genau richtig, sage ich, bitte ein Schorle. " Gibts nicht" nölt sie. Und das langt schon, genau dieser Satz in genau diesem Tonfall, und ich bin gleich mal auf 180. Ja, das geht manchmal ziemlich schnell bei mir.
Gibts doch, sage ich ( und zwar: normales Glas Wein kaufen, und ne Flasche Wasser dazu - aber muss ich IHR das erklären?). "Hamwa nicht. Höchstens an der Theke. " Hamwa doch, sage ich. Vorgestern hatte ich das nämlich. Frollein zieht Fresse und platzt gleich. " Hamwa nicht! Gehen Sie halt an die Theke!" ich linse rüber und sehe den Chef da stehen. Falls sie noch länger drauf besteht, geh ich wirklich an die Theke. Aber nicht, um mir ein Schorle bauen zu lassen. Passen Sie auf, sag ich, ich krieg von Ihnen einfach jetzt ein Glas Rosé, und ein Wasser. "Wasser hab ich nicht, das müssen Sie sich schon irgendwo holen" .
Nein, sag ich, SIE holen mir das. ( Ja, ich kann manchmal auch wirklich SEHR SEHR borstig sein - vor allem, wenn es ums Dienstleistungsgewerbe geht.) Aber auch die kleine Weinkönigin kann stur sein. . " Ich hab jetzt keins, ich schicke Ihnen ne Kollegin vorbei", mault sie. Sehr gut, sag ich.
Die kommt auch gleich, und da funktioniert alles wunderbar. Ratzfatz.
Meine Freundin stattdessen guckt mich an. "Gell, Du wirkst schon ein bisschen gestresst!"
Natürlich! Ich bins auch. ich mußte mich grad zurückhalten, diese Schnepfe nicht an Ort und Stelle zu verprügeln.
Das Adrenalin muss ja jetzt irgendwo hin.
Und sie läßt auch nicht locker. Viertelstündlich krieg ich nen besorgten Blick und ein " Also Du gefällst mir garnicht!".
Und schon das hebt - zumindest meine - Stimmung jetzt nicht besonders.
Irgendwann gesellt sich ein angeschickertes DirndlDing zu uns, das allem Anschein nach nicht mehr ganz Herrin ihrer Sinne ist.
Ich hör mir noch zehn Minuten das Gelalle an, und beschliesse dann , zusammen mit meinem RoséSchorle die Nacht auf meiner kleinen Dachterrasse zu beenden.
Freundin guckt mich an und sagt noch mal" Also nee, Du gefällst mir üüüberhaupt nicht!" Is`ja gut.
Zuhause, mit Käsebrot und Restweinchen, fühle ich mich schlagartig besser.
Hätte wohl besser einfach von vorneherein zu Hause bleiben sollen;) Ist manchmal besser so. Für mich und die Anderen ;)

Mittwoch, 2. Juni 2010

Hin und weg

Ich könnt ja noch ewig von NYC erzählen.
Wahrscheinlich gibt’s jetzt wochenlang nur Geschichten dadrüber.
Aber – warum auch nicht. Eben! Wurscht!

Schon am Anfang, im Zug nach Frankfurt. Blättere ich endlich mal ein bisschen in
meinem NewYork Führer – und was muß ich lesen:
Wenn man Medikamente mitnimmt, sollte man vom Arzt ein Schreiben dabei haben.
Gut – für meine chinesischen Tees hab ich das zwar .. aber wenn’s nicht reicht?
Wenn sie mich dann nicht reinlassen? Und wieder zurückschicken? OhGottohgottohgott.
Ich schon am Schwitzen, bevor ich überhaupt im Flieger sitze.
Am Flughafen selber bin ich dann ja eh viel zu früh.. auch wieder typisch.
Gleich mal einchecken, den lästigen Koffer loswerden.
Und schon da werde ich von einer jungen Dame in die Mangel genommen.
Warum ich den überhaupt in die USA will . Fragt sie mich auf englisch. Ich gleich gegen den Strich gebürschtelt – geht ja schon gut los! Noch sind wir hier in Deutschland! Da wird Deutsch gesprochen! ( ja, wie gesagt, das war VOR meinem Urlaub:) ).
Urlaub!, sag ich.
Ob ich meinen Koffer selbst gepackt habe. Hab ich. Leider.
Ob er unbeaufsichtigt war während der Herfahrt. War er! Das sag ich natürlich nicht.
Er stand im Gepäckschrank in meinem Zugabteil, und ich glaub ja nicht, dass mir in aller Früh die verpennten Bürohengste ihre alten Krawatten in meinen Koffer schmuggeln. Oder Drogen.
Hat mir jemand was mitgegeben?
Ah! Mist! Jetzt haben sie mich. Das Päckchen von Moggadodde.
Ja, sag ich. Die junge Dame guckt streng.
Wissen Sie, um was es sich handelt?
Ähhh, ... Seife? Antworte ich fragend.
Sie wissen es also nicht genau?
Seife!, sag ich und... äh.. Lavendeldings halt.
Wie heißt die Person, die Ihnen das mitgegeben hat?
Moggadodde! Will ich sagen, dann fällt mir noch der echte Name ein. Zum Glück. Mit "Moggadodde" hätte ich wohl an Ort und Stelle umdrehen können.
Aha, sagt die Dame. Wie lange kennen Sie die betreffende Person?
Äh... sechs Monate...etwa.
Und Sie sind sich sicher, dass diese Person Ihnen keine Drogen mitgegeben hat?
Sechs Monate – das ist nicht lange!
Ich als Drogenkurier für Moggadodde! Kurz hab ich ein Bild im Kopf - die Moggadodde als "der Pate" im schwarzen Anzug, ein kleines Oberlippenbärtchen , die Scheine zählend... Sehr lustig!
Das finde aber nur ich.
Die Dame guckt immer noch streng. Vergewissern Sie sich besser, was genau Sie da bekommen haben. Und am besten nehmen Sie das ins Handgepäck. Na von wegen.
Ich bin einmal mit nem frischen Trüffel im Flieger gesessen, der hat vielleicht gestunken, das war schon peinlich – und jetzt soll ich mit der Lavendelduftbombe von Moggadodde – nö, das bleibt mal schön im Koffer!
Aber vor den Augen von Madame Sicherheitsexpertin muss ich mich vergewissern, was in Moggadoddes Päckchen steckt. Also Koffer auf, das liebevoll zusammengeschnürte Päckchen nicht ganz so liebevoll aufgerupft, reingeguckt: Lavendel ! Als Seife und im Säckchen! Als typisch fränkisches Mitbringsel.
Koffer zu, abgegeben , eingecheckt.

Irgendwann sitze ich dann tatsächlich im Flieger. Zwischen einem moppeligen Amerikaner, der mir die sehenswertesten Sehenswürdigkeiten von NYC en gros und en detail auseinanderklabüstert hat, noch bevor der Flieger das Frankfurter Rollfeld überhaupt verlassen hat ( Und der dann meine Kopfhörerbuchse belegt , weshalb ich bei allen vier Filmen von den Lippen ablesen muss - ja, und das ist echt ermüdend!) und einem äußerst gut aussehenden ansprechenden jungen Mann mit Dreads. Der mir leider garnix auseinanderklabüstern will. Kurz vor der Ankunft ( praktisch schon im Sinkflug, Herrschaft!) kommen wir doch noch irgendwie ins Gespräch. Er ist Physiker und arbeitet mit irgendwelchen Leuten an der Optimierung von Computern, Geschwindigkeit und so. Ich guck mir an, wie er seine Formeln mit Bleistift in seinen Block kritzelt und sage, dass es damit aber nicht weit her sein kann, wo er doch noch mit Papier und Bleistift arbeitet.
Er lacht sogar.
Wir unterhalten uns noch ein bisschen – ich grabe ein bisschen Italienisch aus, weil er nämlich Italiener ist. Und mache noch den einen oder anderen Scherz. Achja, ich kann ja so lustig sein!
Jetzt mal so unter uns - Inzwischen glaube ich ja, dass das das Letzte ist, was Jungs von Mädels wollen. Witze hören.
Ich muss mir das mal abgewöhnen.
Passiert mir ja immer wieder. Hier und da und dort. Ha! You´re so funny! sagt das Männchen und dreht sich um, um sich mit der langbeinigen Blonden mit den großen Augen zu unterhalten.

Wurscht!
Wo war ich? Egal – jedenfalls war schon der Hinflug recht unterhaltsam.
Mal gucken, ob ich noch die eine oder andere Episode erzähle.
Vom verschenkten VIP-Ticket.
Einer Ligeti-Oper mit den New Yorker Philharmonics.
Einem schlechten Film.
Oder einem verpassten Flug....:)

Dienstag, 1. Juni 2010

Land des Lächelns

Wenn man weite Strecken zurücklegt, reist einem die Seele hinterher. Kommt also praktisch erst mit Verspätung an.
Sagen die Indianer, sagt meine Stimmtherapeutin Hilde.
Man kennt das ja auch als Jetlag.
Ich glaube jetzt nicht, dass ich an Jetlag leide. Dafür bin ich ja gestern konsequent den ganzen Tag wachgeblieben, bis ich Sternchen gesehen habe und dann schon im Stehen eingeschlafen bin.
Bis mich Günther heut in aller Herrgottsfrüh ( 10.00 Uhr!) wachgeköpfelt hat.

Aber dafür, dass meine Seele noch irgendwo über dem Atlantik hängt, bin ich grad ganz froh - dann nimmt das zarte Ding nämlich auch keinen Schaden an den Borstigkeiten um mich herum!
Herr im Himmel! Ich wußte garnicht, dass wir hier SOOO unfreundlich sind!
Ich will garnicht mehr aus dem Haus.

Richtig nett war eigentlich nur mein Dottore heute und Schwester Nasrin.
Aber der Rest! Der Rest!
Nur stumpf dreinblickende Gesichter, kein Lächeln, kein freundliches Hallo oder Guten Tag, kein herzliches Bitte oder Danke.
Stattdessen überall nur Gebrummel und Geborschtel, fiese Fressen, kein Smiley , kein Garnüscht.
Da krieg ich ja echt die Krise.

Das ist nach den zehn Tagen in NYC ein richtiger Schlag ins Gesicht UND in die Magengrube.
Wie kann man nur so fiese Laune rumtragen den ganzen Tag!

Was hab ich das geliebt da drüben - alle immer am Lächeln, am Nachfragen, Wie gehts, wie stehts, tolle Ohrringe, schönes Kleid, wo kommenSe denn her, wo wollenSe denn hin, noch nen Wunsch, bitte, danke, schönen Tag, schöne Zeit, und schön, dass Sie hier in New York sind, geniessen Sie ihren Aufenthalt . Sagt selbst die Bäckersfrau um die Ecke.

Ich will sofort wieder zurück. Warum bin ich da nicht früher hin!
Und sehe grad für meinen Job als Komödiantin so grad garkeine Perspektive.

Ja, ich weiß. Das wird sich wohl auch bald wieder geben.
Und wenn meine Seele dann wieder da ist, könnwa wieder gemeinsam zurückborschteln.


Freitag, 12. März 2010

Fast Perfekt!

Ich gucks, ich gucks.
Wenn ein bisschen Aufregerpotential drin ist, und es nicht nur ein Schnarchhaufen ist, dann guck ich mir wirklich gern das“Perfekte Dinner“ an.
Wie Leute kochen! Was die alles können! Und wie die leben! Ich bin da immer ganz erstaunt.
So jung und schon so erwachsen! Und frage mich, wann das bei mir mal losgeht damit.
Mit dem „Erwachsen leben“. Ordentliche Schränke. Tischdeko beim Essen (Hä?). Selbst die Söckchen in den Schränken sind gebügelt und gefaltet. Und immer alles so adrett!
Und alles so, wie es halt gehört. Da steht kein Papyrus im Kochtopf, weil halt grad nichts anderes da ist, wo er reinpasst. Zeitschriftenseiten werden nicht in Regalen gesammelt, das Bild hängt an der Wand und lehnt nicht davor. Osterhasen werden in kleinen Moosnestern versammelt und hängen nicht lieblos am Nagel vom Balken.. und.. Ach! Ewig könnte ich aufzählen!
Jedenfalls:
Diese Woche isses zum Beispiel recht unterhaltsam.
Melek, das schöne Kind – vollendete Gastgeberin, und Allerschönste von Welt! Und so etepetete, dass man sich denkt, wenn die sich das Popöchen putzt, nimmt sie auch dafür extra Einweghandschuhe, bevor sie sich am Klopapier vergreift. Das Kapriziöse hat sich bloß inzwischen zu einer ordentlichen Portion Überheblichkeit gemausert.
Die Amerikanerin Holly ist eine lustige Spaßkanone, Hauptsache alle haben genug zu essen, und verstehen sich gut, und „HappyHappyHappy!“. Durchaus sympathisch. Und noch dazu wird man satt bei Ihr! Und ich werd mich über ihren CocosPie hermachen, ich schwöre! Miiiiaaam!
Hachgott, und unser Personalvermittler Stefan, ein schwuler Besserwisser, der geht mir auf den Keks! Da denkt man , schwul ist eh locker - aber Nö! Wenn der schwule Junge Spiessbürger ist - dann aber richtig! Immer das letzte Wort, hat an allem zu mäkeln, immer määääh gelaunt... und kochen kann er schon gar nicht. An seinem Abend hat er seinen Gästen Mansch vorgesetzt, den man ihm über den Kopf hätte schütten sollen. Wasn Doofkopf.
Dann noch Personaltrainer Koray, der nett und freundlich ist, genauso wie Ewa aus Polen.
Am Nettesten ist es ja immer, wenn die Herrschaften ausgequetscht werden, was sie denn so voneinander halten.
Jaaa, da prallen Welten aufeinander.
Stefan macht die Teekanne und sagt über irgendwas “ Also das geht GARnicht“ ach Gottja, ihm hat die Erdbeere zu seinem Champagner gefehlt – ausgerechnet! und du möchtest ihm rechts und links eine wäschern.
Und Melek lästert über die Bude von Holly und rümpft das kleine Näschen „ also SO möchte ich ja nicht leben!“ und du denkst, was muss das für ein elender Sauhaufen sein – aber Nö! Da ist nur hübsch dekoriert, wie es Mädels halt so machen! Stoff und Rattan und so.
Bilder an der Wand. Da lebt wer.
Nicht wie bei Melek.
Bei Melek ist es nicht dekoriert. Bei Melek ist es aseptisch. Man könnte es mit einem Operationssaal verwechseln – also ICH würde es mit einem Operationssaal verwechseln.
Ich hätte da Angst, dass man mich plötzlich auf den Esstisch wirft und ausweiden täte.
Ja, ich gucke gern „ Perfektes Dinner“.

Montag, 1. März 2010

SauberSauberSauber

Ich stehe in der Reinigung in der Stadt.
Ich steh da jetzt schon zum vierten Mal, nicht freiwillig, sondern vergeblich.
Meine Auftrittsklamotten - die Kleider müssen gereinigt werden, zerbügelt hab ich sie inzwischen schon selbst -
hab ich da letzte Woche abgegeben, zögerlich! Jawoll! Für mich sind diese Reinigungsläden nix vertrauenswürdiges..
wie die Kleider da an der Stange hängen wie WiesenhofHähnchen kurz vorm Abschlachten - nö, das sieht nicht gut aus.

Donnerstag hätte alles fertig sein sollen. Gut, dann Freitag.
Auch Freitag nicht. Weder Mittags noch Abends, keine Spur.
Heute dann - wenigstens die Hose und ein Kleid.
Ein Glück, dass ich am WE keinen Gig hatte.
Ich bin langsam ziemlich borschtig.
" JA, ich weiß!", gifte ich rum, " Sie können nichts dafür! Trotzdem ist das irgendwie nicht..äh..OK!"
Nicht ok! Ja, ich kann ganz schön böse sein.
Nehme die Klamotten und bin schon an der Tür, da ruft Frau Reinigungsfachangestellte hinterher:
" Naja, die sind halt grad auch alle krank! Die ganze Firma! Selbst der Fahrer! Brechdurchfall!"

Irgendwie ist mir seitdem garnicht gut.
Ich glaube, ich geh diese Woche einfach nur mal in Jeans und T-Shirt auf die Bühne.
Wer braucht schon Kleider.

Donnerstag, 18. Februar 2010

IKEA und Mc

Jetzt bin ich ja eigentlich gestern schon genug unterwegs gewesen – allein IKEA langt ja wieder fürn halbes Jahr, wenn nicht länger.
Wie sie da alle gemütlich raumgreifend durch die Gänge schlendern, ganze Familienclans und du kommst weder rechts noch links an ihnen vorbei – Menschenmassen – ich frag mich da, wie kommts? Deutschland steckt in der Krise! Wir haben bald nichts mehr! Kein Geld! Keine Arbeit! Inflation! 2012 geht außerdem die Welt unter! Aber der Unterfranke lässt sich von so was nicht aus der Ruhe bringen, nein, gemütlich flaniert er durch die Einrichtungshölle, schenkt der Küchenkombi „Auvwerma“ seine ganze liebevolle Aufmerksamkeit, oder der Couchkombination „ Sovavurtsa“ .
Bei mir muss das immer ZackZack gehen, Tüte auf, Zeug reinwerfen, Kasse, heim, Sofa!

Natürlich kenne ich auch besinnliche Momente der Ruhe.
Zum Beispiel heute am frühen Nachmittag bei McDonalds im Industriegebiet.
War in der Gegend wegen Katzenmedizin, und dann kehr ich hie und da schon mal ein – weil – ja! Ich sag es frei heraus: Der Milchcafé ist echt ein Feinerchen!

Sitz ich also da gemütlich in der Caféecke,
mit Café und einem schönen Schokoladendonut.
Sitze und denke nichts.
Sondern – höre nur zu. Das ist ja das Schöne, wenn man den Leuten so auf der Pelle sitzt, man bekommt unweigerlich die Gespräche mit.
Zweieinhalb Tische entfernt also dieses Paar.
Er Kahlkopf, eher schmächtig, sie blond und eher, sagen wir mal, quadratisch. Ziemlich quadratisch. Die Frisur könnte auch mal wieder ne Wäsche vertragen. Die ganze Frau irgendwie.
Scheinen Arbeitskollegen zu sein, reden nämlich erst über Arbeit.
Und dann geht’s ins Private. Und ich spitze die Ohren.
„Und, was macht die Liebe?“ fragt sie.
Er nuschelt ein wenig in sich rein, „ Nix“, sagt er
„ Willste nicht, oder wie,“ fragt sie. „Nö, passt halt grad auch nicht !“ sagt er.
Das ist das Stichwort für unsere Madam, die natürlich nur gefragt hat, damit sie ihren Sermon loslassen kann.

„Jaha!“ sagt sie, „ passen muss es schon! Also bei mir hats ja gepasst! Also wir waren ja 20 Jahre zusammen! Er hat mich ja schon immer von der Schule abgeholt, wenn’s gepasst hat!“ preist sie die Vorzüge der ewigen Liebe. Die ja aber wohl auch nicht gehalten hat, weil jetzt ist sie ja wohl Single. „ Und warum denn noch?“, fragt er, als sie kurz Luftholen muss.
„Ach!“, sagt sie, „ wenn’s so einfach wär! Ich geh ja auch viel aus dem Haus und bin viel unterwegs, wirklich!“ - ja, denk ich, Kindchen, warum solls Dir besser gehen als mir – da sagt sie „ und ich werd ja auch ständig angesprochen , wirklich, aber da ist doch nichts mit Bestand dabei!“
Ich huste den Milchcafé, an dem ich mich grad verschluckt habe, an die sauberen Fensterscheiben , der Rest rinnt mir aus der Nase.
Da sitzt Germanys Next Topmodel direkt neben mir und ich hab sie nicht erkannt?
Kurz bin ich erschüttert. Aber nur kurz.
Aber jetzt weiß ich wenigstens Bescheid! Dieser 120 Kg Wonneproppen greift alles ab!
Da kann ja nix mehr für mich übrigbleiben!
Und es liegt beileibe nicht an den wohlgeformten Rundungen, nein!
Ihre sanfte Stimme muss es wohl sein, ihre Einfühlsamkeit, mit der sie ,ich ahne es, wohl auf ihre Gesprächspartner eingeht,
ihr Charme, der meinen Donut drei Meter Luftlinie entfernt unter seinem Schokomützchen erstarren läßt.
Und wie sie da so sitzt, unter der Fettmatte, breitbeinig - herrje...
Natürlich kann es nicht anders sein!
Natürlich: So eine wird angesprochen! Wo sie geht und steht!
Mir passiert das nie! Nie!
Ich gehe sofort an die Theke, hol mir noch mal drei Donuts, die ich noch im Stehen verschlinge, die fettigen Finger wische ich mir in die Haare und beim Rausgehen puste ich die Backen auf.
Auf dem Heimweg fahr ich beim Aldi vorbei und lad mir den Wagen mit Fresskram voll.
Das wäre doch gelacht. Wenn es das ist, was die Jungs wollen! ;-)

PS:
Natürlich bin ich auch mal angesprochen worden. Letztens erst.
Also zusammen mit einer Freundin - logisch, zwei Männer haben uns in ein Gespräch verwickelt ( Oder wir sie? Wir uns?
Wurscht!)
Am Schluss gab der eine mir seine Visitenkarte.
Und ich hab sogar eine Woche später mal angerufen.
Aber er hat sich nicht mehr an mich erinnert.